Hören mit dem dritten Ohr

Assoziative Reflexionen zur inneren und äußeren Welt

Liebe S.,

ich schreibe da „S.“, spreche deinen Namen zu Ende in meinem Kopf aus und denke, das ist sie doch!, die Schlange in der Ouvertüre, ein S!

Also, liebe S., ich habe Dich gelesen und mich so angesprochen gefühlt, und… dabei das „r“ übersehen. Das andere M., der M, nicht ich, die M.

Egal, angesprochen hast du mich ja, das ist die Funktion des Schreibens, allen anzusprechen, die sich wiedererkennen. Und da war es ja, mein M.-Sein.

Martin Heidegger hat mich nach Deutschland gebracht. 1995. Nazi hin oder her. Es wurde Freiburg, weil hier noch Spuren von ihm waren. Die Vorlesungen von von Herrmann, das Husserl-Archiv. Der Schwarzwald. Die Holzwege. Hanna Arendt. Das alles fällt mir ein, weil ich überlege, ob was ich in Deinem Schreiben gefunden habe, nicht eher mein „M.-Dasein“ sei.

(Wieder eine Abweichung, ich schreibe hier und kriege Lust in alten Bücher nachzuschlagen, Resonanz zu finden, Jahrzente später nochmal zu lesen und die Neugier, wie spricht es jetzt mich an, das Dasein des Seins?)

Zurück zu „Über (Sehn)-Süchte“:

Entwürfe von Szenarien, die die Angst skizzierte, mit Farben fertig ausmalen.
Das Upgrade ins Abstrahieren können, das Ausdenken einer Berechnung der Wahrscheinlichkeit der Ereignisse, um Macht über sie zu gewinnen.
La scaramanzia: Den Wünschen soweit den Rücken zu kehren („nur so lange es der Verwirklichung dient, ich wünsche es mir ja“), dass sie in Erfüllung gehen dürfen. Davon hatten wir bei einem Essen, als Corona schon wütete und wir noch gegenüber bei Tapas saßen. Quasi illegal.

Wünsche, Begehren, Scham, Sehnsucht.

„Meglio aver rimorsi che rimpianti“: ich finde das entsprechende deutsche Sprichwort nicht. Bei „Lieber“ nur „Lieber ein Ende mit Shrecken als ein Schrecken ohne Ende“, das das Leitmotiv für Scheidungen mir zu sein scheint.

„Lieber bereuen als bedauern“: so einfach kann man das sagen. Das hat mit Mut zu tun. Die Scham zu überwinden, zur Seite zu lassen. Den anderen etwas zu zeigen, das man will. Sich exponieren. Aus sich heraus-zu-stellen. (Ach! Latein, die Würzeln, die Sprache, die Ursprung der Wörter). Das Glück der Resonanz, des Entsprechen, die Gemeinschaft. Ist die Musik nicht das Glück, sich dabei zu fühlen? Erobert zu werden? Oder die Einsamkeit, keinen Raum für Resonanz, sondern eine Mauer für den Prall, ein bleiernes Schweigen.

Drinnen ist es sicher. Draußen ist gefährlich, komplex, kodiert. Kein Handbuch dafür, Der Versuch der Orientierung in Eigenregie. Meister, die einer/m den Weg zeigen. Autonomie, den eigenen Weg zu beschreiten. Educare – das italienische Verb für erziehen – meint genau das: ex-ducere, aus sich selbst heraus zu bringen. Die Aufgabe der (H)Erziehung. Ich werde heute daran denken, wenn meine Jungs aus den Federn kommen. Ich werde sie anlächeln und fragen, was sie heute noch so vorhaben. Sie, nicht ich.

Jetzt Kaffee!

M.
 

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